
(Original gepostet auf LinkedIn)
1. Einleitung
Die digitale Transformation ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern eine dringende Notwendigkeit, die tief in alle Lebensbereiche eingreift. Von der Kommunikation über die Wirtschaft bis hin zu den öffentlichen Diensten ist sie ein zentraler Treiber für Veränderung. Besonders in der öffentlichen Verwaltung wird ihr Potenzial immer deutlicher: Prozesse können vereinfacht, Kosten reduziert und die Bürgerzufriedenheit gesteigert werden. Doch trotz dieser offensichtlichen Vorteile bleibt die Digitalisierung im öffentlichen Sektor oft hinter den Möglichkeiten zurück.
Bürgerinnen und Bürger erwarten von staatlichen Institutionen heute dieselbe Effizienz, Flexibilität und Nutzerfreundlichkeit, die sie von privatwirtschaftlichen Diensten gewohnt sind. Doch während Unternehmen kontinuierlich in neue Technologien investieren, hinkt die öffentliche Verwaltung häufig hinterher – geprägt von veralteten Systemen, bürokratischen Strukturen und mangelnder Vernetzung zwischen Behörden. Dabei könnte der gezielte Einsatz digitaler Technologien nicht nur die Qualität der öffentlichen Dienstleistungen verbessern, sondern auch gesellschaftliche Herausforderungen wie den demografischen Wandel, den Klimaschutz oder die Gesundheitsversorgung effizienter angehen.
Die digitale Transformation geht jedoch weit über die bloße Einführung neuer Technologien hinaus. Sie umfasst tiefgreifende Veränderungen in Arbeitsweisen, Denkprozessen und organisatorischen Strukturen. Behörden müssen lernen, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren, und gleichzeitig sicherstellen, dass niemand durch die fortschreitende Digitalisierung abgehängt wird. Themen wie Datenschutz, algorithmische Transparenz und die digitale Teilhabe aller Gesellschaftsschichten spielen dabei eine zentrale Rolle.
Zielsetzung dieses Berichts
Ziel dieses Berichts ist es, eine umfassende Analyse der Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung zu liefern und konkrete Wege aufzuzeigen, wie diese Transformation erfolgreich gestaltet werden kann. Der Bericht beginnt mit einer Bestandsaufnahme: Welche Herausforderungen behindern die Digitalisierung? Welche strukturellen Probleme müssen gelöst werden? Anschließend wird untersucht, wie neue Technologien – von Automatisierung über künstliche Intelligenz bis hin zu modularen Softwarelösungen – den öffentlichen Sektor revolutionieren können.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf internationalen Best Practices, die zeigen, wie innovative Lösungen in anderen Ländern bereits erfolgreich eingesetzt werden. Ob es um die Automatisierung von Kinderbetreuung in Portugal, digitale Baugenehmigungen in Wien oder KI-gestützte Betrugsbekämpfung in Südkorea geht – diese Beispiele liefern wertvolle Impulse für den deutschen Kontext.
Darüber hinaus beleuchtet der Bericht die Bedeutung einer robusten digitalen Infrastruktur und interoperabler Systeme, die als Grundlage für jede erfolgreiche digitale Transformation dienen. Es wird gezeigt, wie die Entwicklung digitaler Kompetenzen im öffentlichen Sektor gefördert werden kann, welche rechtlichen Rahmenbedingungen notwendig sind und wie ethische Fragen im Zusammenhang mit KI und Algorithmen adressiert werden können.
Der Bericht endet mit Empfehlungen für zukünftige Strategien. Hierbei stehen sowohl konkrete Maßnahmen wie die Optimierung von Rekrutierung und Beschaffung als auch übergeordnete Konzepte wie die Förderung einer lernenden Organisation im Fokus. Ziel ist es, eine Blaupause für eine moderne, digitale Verwaltung zu schaffen, die nicht nur effizient arbeitet, sondern auch den hohen Ansprüchen der Bürger gerecht wird.
2. Status Quo und Herausforderungen der öffentlichen Dienstleistungen
Die Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen stellt eine der zentralen Aufgaben moderner Verwaltungen dar. Sie verspricht schnellere Prozesse, mehr Transparenz und eine stärkere Einbindung der Bürgerinnen und Bürger. Doch der aktuelle Stand der Dinge zeigt, dass viele Länder, einschließlich Deutschland, noch am Anfang dieser Transformation stehen.
2.1. Fragmentierte digitale Landschaft
Eine der größten Herausforderungen für den öffentlichen Sektor ist die mangelnde Vernetzung der bestehenden Systeme. Viele Behörden und Institutionen arbeiten nach wie vor mit Insellösungen, die nicht miteinander kommunizieren können. Dies führt zu Medienbrüchen, ineffizienten Prozessen und einer doppelten oder sogar mehrfachen Erfassung von Daten. Bürger müssen bei verschiedenen Ämtern dieselben Informationen angeben, da es keine zentrale Datenplattform gibt, die einen reibungslosen Austausch gewährleistet.
Ein Beispiel für diese Fragmentierung zeigt sich im Bereich der Melderegister. Obwohl viele Städte und Kommunen ihre Meldedatenbanken digitalisiert haben, fehlt es oft an Schnittstellen, die es ermöglichen würden, Daten zwischen Bundesländern oder mit anderen staatlichen Stellen effizient auszutauschen. Dadurch entstehen Verzögerungen bei der Bearbeitung von Anträgen, etwa bei Umzügen, und Bürgerinnen und Bürger verlieren wertvolle Zeit.
Diese fragmentierte Landschaft ist nicht nur eine Frage der Technologie, sondern auch des Föderalismus. Unterschiedliche Zuständigkeiten und politische Interessen erschweren die Einführung einheitlicher Standards. Zudem gibt es Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes, die häufig als Argument gegen eine stärkere Vernetzung angeführt werden.
2.2. Herausforderungen durch veraltete Systeme
Ein weiteres zentrales Problem sind die veralteten IT-Systeme, die in vielen Verwaltungen noch immer im Einsatz sind. Diese Systeme wurden häufig vor Jahrzehnten entwickelt und sind nicht darauf ausgelegt, mit modernen Technologien wie künstlicher Intelligenz oder cloudbasierten Plattformen zu interagieren.
Die Folge sind nicht nur hohe Wartungskosten, sondern auch eine eingeschränkte Innovationsfähigkeit. Jede Anpassung oder Erweiterung solcher Altsysteme erfordert erhebliche Ressourcen, sowohl finanzieller als auch personeller Natur. Zudem sind diese Systeme oft anfällig für Sicherheitslücken, was angesichts zunehmender Cyberangriffe auf staatliche Einrichtungen ein erhebliches Risiko darstellt.
Ein prominentes Beispiel ist die Steuerverwaltung, die in vielen Ländern auf veralteten Systemen basiert. Während in einigen Staaten bereits KI-basierte Lösungen zur Betrugserkennung eingesetzt werden, ist dies in Deutschland bislang kaum realisierbar, da die vorhandenen Systeme solche Integrationen nicht unterstützen.
Darüber hinaus erschwert der Fachkräftemangel die Modernisierung. IT-Experten bevorzugen häufig die Privatwirtschaft, wo die Arbeitsbedingungen attraktiver sind und die Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung besser erscheinen. Der öffentliche Dienst muss sich deshalb nicht nur technologisch, sondern auch kulturell modernisieren, um für Talente attraktiv zu bleiben.
3. Einsatz von Technologien zur Optimierung öffentlicher Dienste
Die Digitalisierung öffentlicher Dienste kann durch den gezielten Einsatz moderner Technologien erheblich verbessert werden. Technologien wie Automatisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und modulare Softwarelösungen bieten das Potenzial, Verwaltungsvorgänge effizienter und bürgerfreundlicher zu gestalten. Sie können nicht nur die Qualität der Dienstleistungen steigern, sondern auch die Verwaltungskosten langfristig senken.
3.1. Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI)
Automatisierung und KI sind zentrale Hebel, um den öffentlichen Sektor zu transformieren. Insbesondere durch die Automatisierung von Routineaufgaben können Verwaltungskosten gesenkt und Bearbeitungszeiten verkürzt werden. Beispielsweise lassen sich wiederkehrende Prozesse, wie die Bearbeitung von Anträgen, automatisieren, wodurch den Behörden mehr Zeit für komplexere Aufgaben bleibt.
Ein Beispiel aus der Praxis zeigt sich in Estland, einem Vorreiter in der Digitalisierung öffentlicher Dienste. In Estland können Bürger nahezu alle Behördengänge online erledigen. Der größte Teil dieser Prozesse ist automatisiert, sei es die Beantragung von Pässen, die Anmeldung von Autos oder die Abgabe von Steuererklärungen. Eine intelligente Automatisierung erkennt Fehler und Optimierungspotenziale und führt auf Basis von KI vorausschauende Analysen durch, um Prozesse noch effizienter zu gestalten.
Künstliche Intelligenz wird zunehmend auch zur Entscheidungsfindung eingesetzt. In Deutschland könnten KI-Systeme beispielsweise bei der Prüfung von Steuererklärungen helfen, indem sie Unstimmigkeiten oder verdächtige Muster erkennen und so Steuerbetrug frühzeitig identifizieren. Darüber hinaus bietet KI auch Potenzial für den Ausbau der öffentlichen Sicherheit, etwa durch die Analyse von Sicherheitsdaten zur Vorbeugung von Straftaten.
Der Einsatz von KI erfordert jedoch eine sorgfältige Abwägung der Risiken. Die Transparenz der Algorithmen und die Vermeidung von Diskriminierung und Vorurteilen in den Entscheidungen sind von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen der Bürger in die Technologien zu gewährleisten.
3.2. Modularer Code und offene Softwarelösungen
Modularer Code und Open-Source-Software bieten eine nachhaltige Möglichkeit zur Optimierung öffentlicher Dienstleistungen. Anstatt kostspielige, monolithische Systeme zu entwickeln, die schwer zu warten und zu erweitern sind, kann der öffentliche Sektor auf modulare Softwarelösungen setzen, die flexibler, kostengünstiger und skalierbarer sind.
Die Nutzung von Open-Source-Technologien ermöglicht es zudem, die Software schnell anzupassen und weiterzuentwickeln. In vielen Fällen können bestehende Lösungen durch die öffentliche Hand angepasst werden, ohne dass teure kommerzielle Softwarelizenzen erforderlich sind. Dies spart nicht nur Kosten, sondern fördert auch die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen öffentlichen Stellen, der freien Entwicklergemeinschaft und anderen Akteuren.
Ein gutes Beispiel für den Einsatz von Open-Source-Software im öffentlichen Sektor findet sich in der Stadt Wien. Die Stadt nutzt eine Open-Source-Plattform für die Beantragung von Baugenehmigungen. Diese Plattform hat nicht nur die Bearbeitungszeiten der Anträge verkürzt, sondern auch den Verwaltungsaufwand erheblich gesenkt, indem sie eine digitale Akte für jedes Projekt erstellt, die für alle Beteiligten zugänglich ist.
Ein weiteres Beispiel für den Erfolg modularer Softwarelösungen ist die E-Government-Initiative in Südkorea, die eine Vielzahl öffentlicher Dienste in einer einzigen digitalen Plattform vereint. Diese Plattform ist so konzipiert, dass sie anpassbar ist, um zukünftige Veränderungen oder neue Dienstleistungen problemlos zu integrieren.
Beide Beispiele verdeutlichen, dass die Umstellung auf modulare, offene Systeme nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die langfristige Flexibilität erhöht, um auf zukünftige technologische Entwicklungen reagieren zu können.
4. Internationale Best Practices
Der internationale Austausch von Erfahrungen und Best Practices kann eine wertvolle Grundlage für die Optimierung öffentlicher Dienste durch Digitalisierung bieten. Verschiedene Länder haben unterschiedliche Technologien und Lösungen implementiert, die jeweils einzigartige Herausforderungen in ihrem spezifischen Kontext angehen. Nachfolgend werden vier internationale Best Practices vorgestellt, die aufzeigen, wie digitale Transformation in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Sektors erfolgreich umgesetzt werden kann.
4.1. Automatisierung der Kinderbetreuung in Portugal
Portugal hat eine innovative Lösung zur Automatisierung und Verbesserung der Effizienz in der öffentlichen Verwaltung entwickelt, die vor allem im Bereich der Kinderbetreuung eingesetzt wird. Über eine zentrale digitale Plattform können Eltern und Anbieter von Kinderbetreuungsdiensten Informationen in Echtzeit austauschen. Das System erleichtert nicht nur die Anmeldung und den Zugang zu Betreuungsplätzen, sondern ermöglicht auch eine effizientere Verwaltung und Überwachung der Betreuungsstandorte.
Die Plattform nutzt KI, um die Platzierung von Kindern zu optimieren und den Eltern maßgeschneiderte Angebote zu unterbreiten. So wird die Verwaltung entlastet, die Ressourcennutzung verbessert und der Zugang zu Kinderbetreuungsdiensten vereinfacht. Durch die digitale Verwaltung von Betreuungsplätzen können Behörden zudem schneller auf Nachfrageänderungen reagieren und flexibler auf lokale Bedürfnisse eingehen.
4.2. Transformation der digitalen Baugenehmigungen in Wien
Wien hat erfolgreich ein digitales System für die Beantragung und Verwaltung von Baugenehmigungen eingeführt, das mittlerweile als Modell für andere Städte dient. Dieses System ermöglicht es den Bürgern und Unternehmen, Bauanträge online einzureichen, und stellt sicher, dass alle relevanten Akteure, wie Planer, Architekten und städtische Behörden, über eine gemeinsame digitale Plattform kommunizieren.
Das System basiert auf offenen Softwarelösungen, die den Austausch von Informationen und Dokumenten zwischen den Beteiligten in Echtzeit ermöglichen. Es verwendet auch automatisierte Workflows, um die Bearbeitung von Anträgen zu beschleunigen und zu verhindern, dass Dokumente oder Anfragen verloren gehen. Die Umstellung auf ein digitales System hat zu einer signifikanten Reduktion der Bearbeitungszeit geführt, die nun weit unter den traditionellen Zeiten für die Bearbeitung von Papieranträgen liegt.
Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist, dass es die Transparenz erhöht. Bürger und Unternehmen können jederzeit den Status ihrer Anträge einsehen, was die Verwaltungshürden für alle Beteiligten verringert und das Vertrauen in den Verwaltungsprozess stärkt.
4.3. Einsatz von K-VoM in Südkorea gegen Voice-Phishing
Südkorea hat erfolgreich eine digitale Lösung zur Bekämpfung von Voice-Phishing-Angriffen entwickelt, die vor allem ältere Menschen betrifft. Die “K-VoM”-Plattform nutzt fortschrittliche KI-Algorithmen zur Analyse von Anrufen in Echtzeit und zur Erkennung von Phishing-Versuchen. Bei Verdacht auf einen Betrugsversuch wird der Anruf automatisch gestoppt und die betroffene Person gewarnt.
Dieses System wurde als Teil eines umfassenden Sicherheits-Frameworks entwickelt, das darauf abzielt, die Bürger vor digitalen Bedrohungen zu schützen und die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten. Die KI erkennt dabei nicht nur bekannte Phishing-Techniken, sondern kann auch neue, noch unbekannte Angriffsmuster identifizieren, was eine fortlaufende Verbesserung und Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen ermöglicht.
K-VoM hat bereits erfolgreich eine Vielzahl von Phishing-Versuchen abgewehrt und das Vertrauen der Bevölkerung in die digitalen Sicherheitsmaßnahmen gestärkt. Das Projekt hat sich als ein erfolgreiches Modell im Bereich der digitalen Kriminalitätsbekämpfung etabliert, das auch von anderen Ländern übernommen werden könnte.
Bericht: OPSI Call for Innovations in Public Services 2024
„Voice-Phishing-Verbrechen kosten südkoreanische Bürger jährlich geschätzte 700 Milliarden Won. Bei dieser betrügerischen Methode, bei der Kriminelle illegal persönliche Finanzinformationen erlangen, sind besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen, wie ältere Menschen, das Ziel. Herkömmliche Sprachidentifikationsmodelle waren jedoch ineffizient und nicht auf die lokale Sprache angepasst.
Korea entwickelte daraufhin K-VoM, das erste KI-basierte Sprachanalysemodell zur Bekämpfung von Voice-Phishing-Verbrechen. K-VoM wurde von Forschern und Regierungsbehörden gemeinsam entwickelt und ist 77 % präziser als bestehende Lösungen. Es geht noch einen Schritt weiter, indem es eine Funktion zur Kettenverfolgung krimineller Stimmen integriert. Voice-Phishing-Verbrechen sind häufig von organisierten Gruppen begangen, bei denen Mitglieder unterschiedliche Rollen spielen. Mit der Clustering-Funktion von K-VoM werden Stimmen aus verschiedenen Verbrechen gruppiert, um kriminelle Netzwerke zu identifizieren.
Seit seiner Einführung hat K-VoM erfolgreich 130 kriminelle Organisationen aufgedeckt und zu 51 Festnahmen geführt. Während Voice-Phishing und verwandte Straftaten wie Deep Fakes zunehmend raffinierter werden, ermöglicht der Einsatz dieser KI-Technologie Korea, diese Bedrohungen umfassend zu bekämpfen, was zu schnelleren Ermittlungen und höheren Festnahmeraten führt und letztlich die Sicherheit der Bevölkerung verbessert.“
4.4. Digitale Gesundheitsanwendung ASIK in Indonesien
Indonesien hat mit der Entwicklung der digitalen Gesundheitsanwendung ASIK (Aplikasi Sehat Indonesia Kita) einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung einer umfassenden digitalen Transformation des öffentlichen Sektors gemacht. Die App ermöglicht es den Bürgern, ihre Gesundheitsdaten digital zu verwalten, Arzttermine zu buchen und auf medizinische Dienstleistungen zuzugreifen, ohne physisch in einer Klinik erscheinen zu müssen.
Das System wurde speziell entwickelt, um den Zugang zu Gesundheitsdiensten in ländlichen und abgelegenen Gebieten zu erleichtern, wo Ärzte und Gesundheitszentren oft schwer zu erreichen sind. ASIK nutzt Telemedizin, um eine schnelle und effiziente Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten zu ermöglichen und bietet darüber hinaus eine Vielzahl von präventiven Gesundheitsdiensten und -informationen.
Diese digitale Gesundheitsplattform hat nicht nur die Versorgungslücke in ländlichen Gebieten geschlossen, sondern auch die Effizienz des gesamten Gesundheitssystems verbessert, indem sie Wartezeiten reduziert und unnötige Reisen erspart. Sie ist ein Vorbild für die Integration von Gesundheitsdiensten und digitalen Lösungen in einer zunehmend vernetzten Welt.
4.5. Fallstudie 2: Italien nutzt KI zur Sortierung von Bürgeranfragen
In Italien erhalten mehr als 22 Millionen Menschen ihre Renten und mehr als 25 Millionen Arbeiter sind über das Nationale Institut für Sozialversicherung (INPS) versichert. Als eine der größten öffentlichen Organisationen des Landes beschäftigte INPS im Jahr 2022 mehr als 20.000 Mitarbeiter und betreibt 448 regionale Büros. Es fungiert als ein wichtiger Kontaktpunkt zwischen den Bürgern und der italienischen Verwaltung, und eine der Hauptmethoden, wie Bürger mit INPS kommunizieren, ist über zertifizierte E-Mails.
Als die COVID-19-Pandemie den persönlichen Kontakt erheblich einschränkte, verzeichnete INPS einen starken Anstieg der digitalen Kommunikation über zertifizierte E-Mails. Vorher bearbeiteten die Mitarbeiter diese Anfragen manuell, indem sie die E-Mails nach Themen sortierten und an die entsprechenden Abteilungen weiterleiteten. Dieser Prozess war zeitaufwändig und führte dazu, dass die Mitarbeiter mit einer überwältigenden Zahl von Anfragen konfrontiert waren, was zu verzögerten Antworten für die Bürger führte.
Um mit der Flut an zertifizierten E-Mails umzugehen, hat INPS ein hochmodernes Roboter-Automatisierungstool implementiert. Mithilfe von KI und einem innovativen maschinellen Lernmodell kann das Tool Webanfragen automatisch sortieren und klassifizieren, wodurch die Antwortzeiten erheblich verkürzt und den öffentlichen Bediensteten ermöglicht wird, dringende Anfragen besser zu verwalten und zu priorisieren. Mit einer Genauigkeit von 80 % werden inzwischen mehr als zwei Drittel der E-Mails automatisch bearbeitet.
Das Tool wurde intern entwickelt und folgt strengen Regeln, um die Datensensibilität zu wahren und die Arbeit der Mitarbeiter zu ergänzen. Die Implementierung erfolgte schrittweise, wobei die Mitarbeiter im Zentrum standen und ein umfassender Onboarding-Prozess durchgeführt wurde. Das Tool wurde bereits in 10 größeren Städten sowie in mittelgroßen Städten erfolgreich implementiert, und Italien plant, es bis Ende des Jahres im gesamten Land einzuführen.
Zur weiteren Verbesserung des Einsatzes von Technologie experimentiert INPS mit großen Sprachmodellen (LLMs), um vorgefertigte E-Mails zu erstellen, was den Kommunikationsprozess beschleunigt und vereinfacht. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie KI-Technologien, wie etwa Roboter-Prozessautomatisierungstools, es Regierungen ermöglichen, stärkere Grundlagen zu schaffen und den Bürgern effizientere öffentliche Dienstleistungen bereitzustellen.
Seit der Einführung des Tools wurden bereits mehr als 1 Million Anfragen bearbeitet, wodurch der Bearbeitungsprozess optimiert und die Arbeitsbelastung der ersten Ansprechpartner verringert wurde. Gleichzeitig ermöglicht das Tool den Mitarbeitern, sich auf E-Mails zu konzentrieren, die das System nicht korrekt kennzeichnet oder bei denen Fehler auftreten. Diese Innovation hat nicht nur die Bearbeitung von E-Mails erleichtert, sondern auch INPS in die Lage versetzt, die personellen Ressourcen besser zu verteilen und Anfragen der Bürger zeitnah zu beantworten, was zeigt, wie technologische Innovationen ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten können.
5. Digitales Infrastrukturdesign
Die Gestaltung einer zukunftsfähigen digitalen Infrastruktur im öffentlichen Sektor ist nicht nur eine technologische, sondern auch eine organisatorische Herausforderung. Eine effiziente digitale Infrastruktur ermöglicht es, bestehende Verwaltungsprozesse zu optimieren, Bürokratie abzubauen und den Zugang zu öffentlichen Diensten für Bürger und Unternehmen zu erleichtern. Gleichzeitig muss sie auch den Anforderungen an Datensicherheit, Datenschutz und Interoperabilität gerecht werden, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und Herausforderungen gerecht zu werden. Der Aufbau solcher Infrastrukturen ist eine langfristige, fortlaufende Aufgabe, die durch nationale und internationale Initiativen vorangetrieben wird und die stetige Weiterentwicklung und Anpassung an neue Technologien erfordert.
5.1. Nationale und internationale Initiativen
Auf nationaler Ebene sind viele Länder bereits aktiv geworden und haben eine Vielzahl von Initiativen zur Förderung der digitalen Infrastruktur im öffentlichen Sektor ins Leben gerufen. Ein herausragendes Beispiel ist Deutschland, wo das „Onlinezugangsgesetz“ (OZG) eine zentrale Rolle spielt. Mit diesem Gesetz wurde das Ziel verfolgt, bis 2022 alle Verwaltungsverfahren, die bisher auf Papier oder in persönlichen Begegnungen abgewickelt wurden, auf digitale Plattformen zu verlagern. Damit soll die Interaktion zwischen Bürgern und Behörden vereinfacht werden, um Verwaltungsprozesse zu beschleunigen und den bürokratischen Aufwand zu verringern. Dieses Gesetz markiert einen Meilenstein auf dem Weg zu einer vollumfänglichen digitalen Verwaltung in Deutschland und hebt die Bedeutung einer starken digitalen Infrastruktur hervor.
Die digitale Infrastruktur des Landes wird durch verschiedene Initiativen unterstützt, darunter die Schaffung eines föderal vernetzten Systems zur Bereitstellung von Verwaltungsdiensten. Das IT-Planungsrat-Gremium, das für die Koordination der IT-Infrastruktur zwischen Bund, Ländern und Kommunen zuständig ist, spielt eine zentrale Rolle bei der Harmonisierung der digitalen Dienste. Diese nationalen Maßnahmen sind entscheidend, um den Übergang zu einer modernen und effizienten Verwaltung sicherzustellen und dabei eine nahtlose Nutzung von digitalen Dienstleistungen für die Bürger zu gewährleisten.
Ein weiteres beeindruckendes Beispiel für digitale Innovation auf nationaler Ebene ist Estland, das als Pionier in der digitalen Verwaltung gilt. Estland hat ein vollständig integriertes und papierloses System entwickelt, das auf der Blockchain-Technologie basiert und es den Bürgern ermöglicht, ihre Daten sicher zu speichern und auf eine Vielzahl von öffentlichen Diensten zuzugreifen, ohne physisch anwesend sein zu müssen. Diese Infrastruktur wird von der estnischen Regierung kontinuierlich weiterentwickelt, um das Vertrauen der Bürger zu stärken und den Zugang zu öffentlichen Diensten noch benutzerfreundlicher und effektiver zu gestalten.
Darüber hinaus spielen internationale Initiativen eine wichtige Rolle bei der Schaffung von interoperablen digitalen Infrastrukturen. Diese Initiativen fördern den grenzüberschreitenden Austausch von Verwaltungsdaten und ermöglichen den Bürgern, grenzüberschreitend auf Dienstleistungen zuzugreifen. Die Europäische Union beispielsweise hat durch das „eGovernment“-Projekt ein System entwickelt, das die Zusammenarbeit und den Austausch von Verwaltungsdaten zwischen den Mitgliedstaaten erleichtert. Mit der Schaffung von gemeinsamen Standards und der Förderung interoperabler IT-Systeme können Behörden in der EU effizienter arbeiten und den Zugang zu Verwaltungsdiensten für Bürger und Unternehmen verbessern.
Darüber hinaus haben internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen und die OECD Initiativen ins Leben gerufen, um den Austausch bewährter Praktiken und Technologien im Bereich der digitalen Transformation zu fördern. Solche globalen Initiativen sind wichtig, um einheitliche Standards zu entwickeln und den technologischen Fortschritt in verschiedenen Ländern und Regionen zu fördern.
5.2. Relevanz interoperabler Systeme
Die Interoperabilität von digitalen Systemen ist von entscheidender Bedeutung, um eine effektive Kommunikation und den Austausch von Daten zwischen verschiedenen Behörden und öffentlichen Einrichtungen zu gewährleisten. Die Einführung interoperabler Systeme ermöglicht eine nahtlose Integration von verschiedenen Technologien und Verwaltungsprozessen, die den Bürgern und Unternehmen zugutekommen. Ohne Interoperabilität könnten die verschiedenen öffentlichen Stellen nur schwer miteinander kommunizieren, was zu Verzögerungen und Ineffizienzen führen würde.
Ein gutes Beispiel für die Bedeutung der Interoperabilität ist das „eGovernment“-Projekt der EU, das den Austausch von Verwaltungsdaten zwischen den Mitgliedstaaten erleichtert. Bürger können so grenzüberschreitend auf Dienstleistungen zugreifen, ohne zusätzliche Bürokratie überwinden zu müssen. In Ländern wie Estland, das bereits ein vollständig digitales Verwaltungssystem entwickelt hat, basiert die nahtlose Bereitstellung öffentlicher Dienste auf der Interoperabilität von Systemen, die es ermöglichen, unterschiedliche Datenquellen in Echtzeit zu integrieren.
Die Schaffung interoperabler Systeme erfordert die Entwicklung von standardisierten Protokollen und Schnittstellen, die den sicheren und effizienten Austausch von Daten zwischen verschiedenen öffentlichen Stellen ermöglichen. Dabei spielen offene Standards und offene Schnittstellen eine zentrale Rolle. Wenn Behörden ihre Systeme so gestalten, dass sie nahtlos miteinander kommunizieren können, erhöht dies nicht nur die Effizienz, sondern auch das Vertrauen der Bürger in die öffentlichen Institutionen, da die Transparenz und der Zugang zu Informationen verbessert werden.
Ein weiterer entscheidender Aspekt ist die Skalierbarkeit der digitalen Infrastruktur. Wenn die Systeme flexibel und skalierbar aufgebaut sind, können sie problemlos an zukünftige Anforderungen angepasst werden, sei es durch die Einführung neuer Technologien oder durch die Integration neuer digitaler Dienste. Das bedeutet, dass die Systeme nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern auch zukunftssicher sind und kontinuierlich weiterentwickelt werden können.
Die Entwicklung interoperabler Systeme trägt nicht nur zur Verbesserung der Effizienz der öffentlichen Verwaltung bei, sondern sorgt auch dafür, dass neue digitale Technologien problemlos integriert werden können. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der sich die Technologie ständig weiterentwickelt und neue Anwendungen wie Künstliche Intelligenz, Blockchain oder das Internet der Dinge in der öffentlichen Verwaltung immer wichtiger werden. Durch die Förderung interoperabler Systeme können Behörden sicherstellen, dass sie auf neue Technologien schnell und flexibel reagieren können.
6. Entwicklung digitaler Kompetenzen
Die digitale Transformation des öffentlichen Sektors kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Beschäftigten über die notwendigen digitalen Kompetenzen verfügen. Diese Kompetenzen sind entscheidend, um die neuen Technologien effektiv zu nutzen und die bestehenden Systeme zu verbessern. Die Weiterbildung der Mitarbeiter in den öffentlichen Institutionen spielt daher eine zentrale Rolle bei der Umsetzung von Digitalisierungsstrategien. In vielen Ländern, einschließlich Deutschland, werden Programme zur Förderung digitaler Fähigkeiten auf verschiedenen Ebenen durchgeführt, um die digitale Kompetenz der Mitarbeiter zu stärken und sie auf die Herausforderungen einer zunehmend technologiegetriebenen Arbeitswelt vorzubereiten.
6.1. Förderung von Fachkompetenzen im öffentlichen Sektor
Die Förderung digitaler Fachkompetenzen beginnt mit einer soliden Grundausbildung in den Bereichen Informationstechnologie (IT), Datenmanagement und Cybersicherheit. Diese grundlegenden Kenntnisse sind notwendig, um sicherzustellen, dass die Beschäftigten im öffentlichen Sektor die erforderlichen technischen Fähigkeiten entwickeln, um mit modernen Tools und Softwareanwendungen zu arbeiten. Dazu gehört auch ein fundiertes Verständnis der Prinzipien der digitalen Verwaltung und der Datenschutzrichtlinien.
Zudem ist es entscheidend, dass die Mitarbeiter ein tiefes Verständnis für die transformative Kraft neuer Technologien entwickeln. Dies umfasst die Integration von Künstlicher Intelligenz, Automatisierung und Big Data in die Verwaltung. Durch die Förderung von Fachkompetenzen können Mitarbeiter effizienter arbeiten und bestehende Verwaltungsprozesse optimieren. Die Entwicklung digitaler Fähigkeiten muss als kontinuierlicher Lernprozess betrachtet werden, da die digitale Landschaft ständig im Wandel ist.
Ein praktisches Beispiel für die Förderung digitaler Kompetenzen ist die „Digital Academy“ der britischen Regierung. Hier werden öffentliche Angestellte in den neuesten digitalen Technologien und Arbeitsmethoden geschult, um die digitale Transformation in ihrem Bereich aktiv voranzutreiben. Solche Initiativen ermöglichen es den öffentlichen Verwaltungen, mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten und die Mitarbeiter auf die ständig steigenden Anforderungen vorzubereiten. Diese Programme bieten nicht nur technische Schulungen, sondern auch die Möglichkeit, Innovationsmethoden wie Design Thinking und agiles Arbeiten zu erlernen.
Die Weiterbildung von Mitarbeitern im öffentlichen Sektor muss auch die Themen Datenschutz und ethische Aspekte der Digitalisierung umfassen. Datenschutz ist ein besonders sensibles Thema im öffentlichen Sektor, da oft personenbezogene Daten verarbeitet werden. Hier müssen die Mitarbeiter lernen, wie sie datenschutzrechtliche Anforderungen sicherstellen können, um das Vertrauen der Bürger in die digitalen Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung zu stärken.
6.2. Beispiele aus Griechenland und Afrika
Griechenland hat im Rahmen seiner digitalen Transformation ein bemerkenswertes Programm zur Förderung digitaler Kompetenzen ins Leben gerufen. Das Land hat stark in die Weiterbildung von Staatsbediensteten investiert, um sicherzustellen, dass diese mit den erforderlichen Fähigkeiten ausgestattet sind, um die digitalen Verwaltungssysteme erfolgreich zu nutzen. Ein wichtiger Bestandteil dieses Programms war die Einführung von Online-Schulungen und digitalen Lernplattformen, die den Zugang zu Weiterbildungsressourcen für Staatsbedienstete im ganzen Land vereinfachen. Durch diese Maßnahmen wird das technologische Know-how der Mitarbeiter gefördert und gleichzeitig der Übergang zu einer digitalen Verwaltung unterstützt.
In Afrika haben viele Länder ebenfalls große Fortschritte in der Entwicklung digitaler Kompetenzen gemacht, obwohl sie noch mit Herausforderungen wie begrenztem Zugang zu Bildungseinrichtungen und Ressourcen kämpfen. In Ländern wie Kenia und Ruanda, die als Vorreiter im Bereich der digitalen Transformation in Afrika gelten, werden lokale Initiativen gestartet, um den digitalen Bildungsbereich zu stärken. In Kenia hat beispielsweise die Regierung die „Kenya School of Government“ mit digitalen Bildungsangeboten erweitert, um die Fähigkeiten von Beamten in der Anwendung von Informationstechnologien zu fördern. Diese Schule bietet Programme zur Schulung in den Bereichen E-Government, IT-Sicherheit und Datenmanagement an, die es den öffentlichen Bediensteten ermöglichen, die digitale Verwaltung effektiv zu implementieren.
In Ruanda, das als „Silicon Savannah“ bekannt ist, wird das Thema digitale Kompetenz ebenfalls aktiv angegangen. Hier hat die Regierung in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und Bildungseinrichtungen ein umfassendes Schulungsprogramm ins Leben gerufen, das jungen Fachkräften und öffentlichen Angestellten die Möglichkeit gibt, sich digitale Fähigkeiten anzueignen. Ruanda hat sich als eines der führenden Länder im Bereich der digitalen Transformation in Afrika etabliert und zeigt, wie wichtig die Förderung von digitaler Kompetenz für die Schaffung einer modernen und effizienten öffentlichen Verwaltung ist.
Diese Beispiele zeigen, dass die Entwicklung digitaler Kompetenzen im öffentlichen Sektor eine globale Priorität darstellt. In Ländern wie Griechenland, Kenia und Ruanda ist es möglich, durch gezielte Bildungsinitiativen und den Aufbau entsprechender Infrastruktur den Weg für eine erfolgreiche digitale Transformation zu ebnen. Gleichzeitig müssen Regierungen auf internationaler Ebene zusammenarbeiten, um Best Practices auszutauschen und innovative Schulungsprogramme zu entwickeln, die für die spezifischen Herausforderungen jedes Landes angepasst sind.
6.3. Schulungen für die Anpassung an digitale Transformationen
Mit dem fortschreitenden digitalen Wandel müssen öffentliche Bedienstete zunehmend in der Lage sein, neue Technologien zu verstehen und zu nutzen. Um diese Herausforderung zu bewältigen, sind gezielte Schulungsprogramme erforderlich, die den Mitarbeitern nicht nur technisches Wissen vermitteln, sondern auch eine kreative und risikobereite Denkweise fördern. Solche Programme sind entscheidend, um eine innovationsfreundliche Kultur zu schaffen, die es der öffentlichen Verwaltung ermöglicht, den rasanten technologischen Entwicklungen zu folgen und neue Lösungen schnell und effizient zu implementieren.
Ein herausragendes Beispiel für diese Art von Initiativen ist die „Thematic Innovation Clinic“ in Indonesien. Diese Klinik bietet Schulungen für öffentliche Bedienstete an, die darauf abzielen, Innovationsprozesse mithilfe von Design-Thinking-Techniken zu fördern. Design Thinking ist ein kreativer Ansatz, der darauf abzielt, komplexe Probleme aus der Perspektive der Nutzer zu betrachten und Lösungen zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Bürger und der Verwaltung gleichermaßen gerecht werden. Durch diese Schulungen werden nicht nur technische Fähigkeiten gestärkt, sondern auch das kritische Denken und die Fähigkeit zur Problemlösung gefördert.
Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für die Förderung von Innovationsdenken in der Verwaltung ist das „African Union Digital and Innovation Fellowship“. Dieses Programm zielt darauf ab, junge Innovatoren aus Afrika in die bürokratischen Strukturen der Union einzuführen und so einen Kulturwandel zu initiieren. Indem junge Menschen mit frischen Ideen und Perspektiven in die Verwaltung eingebunden werden, kann ein dynamisches Umfeld geschaffen werden, das auf kreative und unkonventionelle Lösungen setzt. Diese Innovationen tragen nicht nur zur Effizienzsteigerung bei, sondern fördern auch eine positive Veränderung in den traditionellen Hierarchien öffentlicher Institutionen.
In Griechenland wurde die „HowTo“-Plattform ins Leben gerufen, um digitale Fähigkeiten sowohl bei öffentlichen Bediensteten als auch bei Bürgern zu fördern. Die Plattform stellt eine Reihe von Mikro-Kursen zur Verfügung, die speziell auf die Bedürfnisse der griechischen Verwaltung abgestimmt sind. So können sich öffentliche Bedienstete in den neuesten digitalen Tools und Systemen schulen lassen, was ihre Fähigkeit zur Nutzung neuer Technologien und die Bereitstellung effizienter öffentlicher Dienstleistungen erheblich verbessert. HowTo bietet auch ein kollaboratives Lernumfeld, in dem Bedienstete Wissen austauschen und Best Practices teilen können. Ein besonderer Fokus liegt auf der Schulung von Bürgern, die aufgrund von Alter, Bildungsstand oder anderen Faktoren möglicherweise Schwierigkeiten mit digitalen Systemen haben. Dies ist besonders relevant für benachteiligte Gruppen wie ältere Menschen oder Migranten.
Seit seiner Einführung hat die HowTo-Plattform mehr als 6.000 öffentliche Bedienstete geschult und mehr als 4.300 Bürger zertifiziert. Darüber hinaus greifen jährlich etwa 3 Millionen Bürger auf die Plattform zu, um ihre digitalen Fähigkeiten zu verbessern. HowTo stellt ein beispielhaftes Modell für eine benutzerzentrierte Initiative dar, die digitale Kompetenzen fördert und den Bürgern hilft, aktiv am digitalen Leben teilzunehmen.
Diese Schulungsinitiativen sind von zentraler Bedeutung, um sicherzustellen, dass der öffentliche Sektor mit den Anforderungen der digitalen Transformation Schritt hält. Sie tragen nicht nur zur Verbesserung der Verwaltungseffizienz bei, sondern stärken auch das Vertrauen der Bürger in die öffentlichen Institutionen, da sie transparent, inklusiv und zugänglich gestaltet werden.
7. Rechts- und Regelungsrahmen
Die digitale Transformation im öffentlichen Sektor muss nicht nur durch technologische Innovationen vorangetrieben werden, sondern auch durch einen klaren und robusten rechtlichen Rahmen gestützt werden. Dieser Rahmen stellt sicher, dass die digitalen Entwicklungen mit den bestehenden gesetzlichen Vorgaben und ethischen Standards in Einklang stehen und gleichzeitig die Rechte und Freiheiten der Bürger geschützt werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Rechtsvorschriften den sich schnell verändernden technologischen Landschaften gerecht werden und gleichzeitig die Rechte der Bürger wahren, insbesondere in Bezug auf den Datenschutz, die Privatsphäre und die ethische Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI).
7.1. Schutz digitaler Rechte
Ein zentraler Aspekt des Rechtsrahmens für die digitale Transformation ist der Schutz der digitalen Rechte der Bürger. Die zunehmende Nutzung von digitalen Systemen im öffentlichen Sektor führt zu einer verstärkten Erhebung und Verarbeitung personenbezogener Daten. In diesem Kontext sind Datenschutzgesetze unerlässlich, um sicherzustellen, dass die gesammelten Daten sicher und verantwortungsvoll verarbeitet werden. In der Europäischen Union beispielsweise sorgt die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) für den Schutz der Privatsphäre und die Rechte der Bürger in Bezug auf ihre persönlichen Daten. Diese Verordnung legt strenge Anforderungen an die Erhebung, Speicherung und Verarbeitung von Daten fest und gewährleistet, dass die Bürger die Kontrolle über ihre Daten behalten.
Die Umsetzung eines solchen Rechtsrahmens ist nicht nur wichtig, um das Vertrauen der Bürger in die digitalen Verwaltungsdienste zu erhalten, sondern auch, um die öffentliche Verwaltung vor den Risiken von Datenmissbrauch und Cyberkriminalität zu schützen. Ein effektiver Datenschutzrahmen sollte auch Maßnahmen zur Transparenz und Rechenschaftspflicht der öffentlichen Behörden beinhalten, sodass Bürger sicher sein können, dass ihre Daten nur für den vorgesehenen Zweck verwendet werden und keine unbefugte Nutzung erfolgt.
Beispielsweise hat Estland als Vorreiter in der digitalen Verwaltung ein weitreichendes System zur Wahrung der digitalen Rechte seiner Bürger etabliert. In Estland können Bürger ihre Daten zentral verwalten und jederzeit einsehen, wer auf ihre Daten zugegriffen hat. Dies stärkt das Vertrauen in digitale staatliche Dienstleistungen und sorgt für mehr Transparenz und Kontrolle.
In vielen anderen Ländern, insbesondere in Asien, stehen Datenschutzgesetze noch am Anfang ihrer Entwicklung, was zu einer unzureichenden Absicherung der digitalen Rechte der Bürger führen kann. In Indien beispielsweise ist die Datenschutzgesetzgebung in den letzten Jahren gestärkt worden, aber es gibt noch viele ungelöste Fragen im Hinblick auf die Implementierung und den Schutz sensibler Daten, insbesondere bei der Nutzung von KI und Big Data.
7.2. Algorithmische Transparenz und ethische KI
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des rechtlichen Rahmens ist die Entwicklung von Vorschriften zur algorithmischen Transparenz und ethischen Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI). KI-Systeme spielen eine immer größere Rolle im öffentlichen Sektor, von der Automatisierung von Verwaltungsprozessen bis hin zur Nutzung von KI für die Analyse großer Datenmengen. Während KI eine enorme Chance für die Verbesserung der Effizienz und Transparenz bietet, wirft sie auch erhebliche ethische und rechtliche Fragen auf.
Algorithmische Entscheidungen können in vielen Bereichen des öffentlichen Sektors einen direkten Einfluss auf das Leben der Bürger haben. Ob es um die Gewährung von Sozialleistungen, die Vergabe von Aufträgen oder die Überwachung von öffentlichen Sicherheitsmaßnahmen geht – die Entscheidungen, die von KI-Systemen getroffen werden, müssen nachvollziehbar und gerecht sein. Deshalb ist es wichtig, dass Regierungen klare Vorschriften zur Transparenz von Algorithmen erlassen, um sicherzustellen, dass Bürger ihre Entscheidungen verstehen und im Zweifelsfall anfechten können.
Ein konkretes Beispiel für die Förderung der ethischen Nutzung von KI ist die europäische „AI Ethics Guidelines“ der Europäischen Kommission. Diese Leitlinien definieren eine Reihe von Prinzipien für den Einsatz von KI, die unter anderem Transparenz, Nichtdiskriminierung und Verantwortlichkeit umfassen. Sie legen auch fest, dass KI-Systeme so gestaltet sein müssen, dass sie die Menschenrechte und die ethischen Werte respektieren. Darüber hinaus erfordert die EU-Verordnung über KI, die voraussichtlich 2024 in Kraft tritt, dass KI-Systeme in sogenannten Hochrisikobereichen, wie im öffentlichen Sektor, strengen Prüfungen unterzogen werden, um sicherzustellen, dass sie keine schädlichen oder diskriminierenden Ergebnisse produzieren.
In Ländern wie den USA ist die Regulierung von KI-Systemen noch fragmentierter. Während auf der Bundesebene keine umfassende Regulierung existiert, haben einige Staaten, wie Kalifornien, eigene Gesetze erlassen, die den Einsatz von KI in bestimmten Bereichen einschränken und Transparenzanforderungen stellen.
Ethische KI bedeutet nicht nur, dass Algorithmen transparent und gerecht sein müssen, sondern auch, dass sie so gestaltet sein müssen, dass sie die gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Entscheidungen berücksichtigen. Beispielsweise müssen KI-Systeme im öffentlichen Sektor so entwickelt werden, dass sie keine Diskriminierung oder Vorurteile gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen fördern. Hier spielt die Forschung und Entwicklung an “fairen” Algorithmen eine wichtige Rolle, die sicherstellen soll, dass KI-Anwendungen nicht unbeabsichtigt Diskriminierung verstärken oder zu ungleichen Ergebnissen führen.
Die Einführung eines robusten rechtlichen Rahmens, der Datenschutz, algorithmische Transparenz und ethische KI-Regeln abdeckt, ist entscheidend, um eine gerechte und verantwortungsvolle digitale Transformation im öffentlichen Sektor zu gewährleisten.
7.3. „Rules as Code“ – Gesetzgebung durch Computer-Code
Im Zuge der digitalen Transformation wird zunehmend das Konzept von „Rules as Code“ eingeführt, bei dem gesetzliche Vorschriften und politische Entscheidungen in maschinenlesbaren Code übersetzt werden. Diese Methode, die Gesetzgebung und Regulierung durch Computercode umzusetzen, trägt dazu bei, öffentliche Dienstleistungen effizienter, transparenter und anpassungsfähiger zu gestalten. Sie ermöglicht es, Gesetze in einer Art und Weise zu formulieren, die für Computer nachvollziehbar und automatisch interpretierbar ist, was den Verwaltungsaufwand erheblich reduziert und gleichzeitig eine genauere und schnellere Anwendung von Regelungen ermöglicht.
Der Vorteil von „Rules as Code“ liegt vor allem in der Fähigkeit, Vorschriften in Echtzeit anzupassen und zu aktualisieren, ohne dass langwierige gesetzgeberische Prozesse erforderlich sind. Dies hat insbesondere in dynamischen Bereichen wie der Sozialpolitik, der Steuererhebung oder der Umweltgesetzgebung eine enorme Bedeutung, da Gesetze und Richtlinien schnell und präzise angepasst werden müssen, um auf neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen zu reagieren.
Ein Beispiel für den praktischen Einsatz dieses Ansatzes ist das französische Projekt „My Helper“, das Bürgern hilft, ihre Ansprüche auf Sozialleistungen durch einfaches Beantworten eines Fragebogens zu simulieren. Hierbei wird der gesamte rechtliche Rahmen in Code umgesetzt, was es den Nutzern ermöglicht, in kurzer Zeit eine präzise und transparente Einschätzung ihrer Ansprüche zu erhalten. In Neuseeland sind ähnliche Lösungen wie „SmartStart“ und „Rates Rebate“ entwickelt worden, um Bürgern Informationen zu Geburten, Elternschaft und finanziellen Unterstützungsangeboten für einkommensschwache Haushalte zugänglich zu machen. Diese Plattformen basieren auf der Übersetzung von gesetzlichen Regelungen in computergestützte Formate, wodurch die Bereitstellung öffentlicher Dienste effizienter und bürgerfreundlicher wird.
In Kanada wurde mit dem Open-Source-Tool Blawx eine benutzerfreundliche visuelle Programmierschnittstelle entwickelt, mit der auch Nicht-Programmierer gesetzliche Vorschriften in Code übersetzen, testen und anwenden können. Blawx ermöglicht es Regierungsbehörden, Regeln und Vorschriften flexibel zu gestalten und schnell zu implementieren, was insbesondere in der sich ständig verändernden rechtlichen Landschaft von Vorteil ist.
Die Vereinigten Arabischen Emirate setzen ebenfalls auf dieses Modell, indem sie eine landesweite „Rules as Code“-Plattform schaffen, um KI-gestützte Gesetze und Verordnungen zu entwickeln und damit das Finanzökosystem zu transformieren. Durch die Implementierung solcher Lösungen wird nicht nur die Effizienz erhöht, sondern auch die Transparenz und das Vertrauen in öffentliche Dienstleistungen gestärkt.
Die Nutzung von „Rules as Code“ ist ein zukunftsweisender Schritt in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Sie fördert nicht nur die Automatisierung und Effizienz, sondern auch eine stärkere Einbindung der Bürger in den rechtlichen und administrativen Prozess, indem sie Gesetze und Vorschriften für alle besser zugänglich und verständlich macht.
8. Zukünftige Strategien und Empfehlungen
Die digitale Transformation öffentlicher Dienste ist ein langfristiger Prozess, der kontinuierlich weiterentwickelt werden muss, um den sich wandelnden Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht zu werden. Um sicherzustellen, dass dieser Wandel nachhaltig und effektiv verläuft, sind strategische Maßnahmen notwendig, die sowohl technologische Innovationen als auch organisatorische und kulturelle Veränderungen berücksichtigen. Im Folgenden werden zentrale Strategien und Empfehlungen vorgestellt, die öffentliche Institutionen bei der Optimierung ihrer digitalen Transformation unterstützen können.
8.1. Optimierung von Rekrutierung und Beschaffung
Eine der größten Herausforderungen bei der digitalen Transformation öffentlicher Dienstleistungen ist der Mangel an Fachkräften mit den nötigen digitalen Kompetenzen. Es wird zunehmend deutlich, dass öffentliche Verwaltungen oft Schwierigkeiten haben, hochqualifizierte IT-Experten, Datenwissenschaftler und KI-Entwickler zu gewinnen, die für die Umsetzung von digitalen Projekten erforderlich sind. Dies liegt zum Teil an der intensiven Konkurrenz durch die Privatwirtschaft, die in der Regel attraktivere Gehälter und flexiblere Arbeitsbedingungen bietet.
Um diesem Mangel zu begegnen, sollten öffentliche Institutionen ihre Rekrutierungsstrategien überdenken. Eine Empfehlung ist, verstärkt auf Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und Forschungszentren zu setzen, um talentierte Fachkräfte frühzeitig zu fördern und ihnen Einstiegsmöglichkeiten im öffentlichen Sektor zu bieten. Praktika, Ausbildungsprogramme und Kooperationen mit Universitäten können dazu beitragen, ein Netzwerk von Fachkräften aufzubauen, das langfristig in der Verwaltung tätig wird.
Des Weiteren sollten öffentliche Stellen in die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter investieren. Durch regelmäßige Fortbildungsmaßnahmen können die Mitarbeiter auf die neuesten technologischen Entwicklungen vorbereitet werden, wodurch die digitale Transformation nicht nur von außenstehenden Experten, sondern auch durch das bestehende Personal vorangetrieben wird.
Im Hinblick auf die Beschaffung von Technologie sollten öffentliche Verwaltungen verstärkt auf modulare, skalierbare und interoperable Systeme setzen. Ein solcher Ansatz ermöglicht es, dass Technologien schrittweise und flexibel implementiert werden können, ohne dass eine vollständige Neuausrichtung der IT-Infrastruktur notwendig ist. Hier könnte die Beschaffung von Open-Source-Lösungen und der Einsatz agiler Methoden zur Entwicklung von Software eine kostengünstige und zukunftsfähige Strategie darstellen.
8.2. Förderung einer lernenden Organisation
Ein weiterer entscheidender Schritt in der digitalen Transformation ist die Schaffung einer „lernenden Organisation“. Das bedeutet, dass öffentliche Verwaltungen nicht nur auf technologische Innovationen setzen, sondern auch ihre internen Prozesse und Arbeitskulturen anpassen müssen. Eine lernende Organisation ist in der Lage, sich kontinuierlich anzupassen, neue Technologien zu integrieren und auf Veränderungen im Umfeld schnell zu reagieren.
Um diese lernende Organisation zu fördern, sollten Führungskräfte in öffentlichen Institutionen den Mitarbeitern ein Umfeld bieten, das kontinuierliches Lernen und Experimente ermöglicht. Hierzu gehört, dass Fehler als Lernchancen betrachtet werden und dass die Mitarbeiter ermutigt werden, neue Ideen und Lösungen auszuprobieren. Die Einführung von sogenannten „Innovationslaboren“ oder Pilotprojekten innerhalb von Behörden könnte als Plattform für solche Experimente dienen.
Eine weitere wichtige Maßnahme ist die Förderung einer offenen Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb der Behörde. Durch interdisziplinäre Teams, in denen IT-Experten, Verwaltungsmitarbeiter und Fachleute aus anderen Bereichen zusammenarbeiten, können digitale Lösungen entwickelt werden, die sowohl technologisch fortschrittlich als auch praktisch umsetzbar sind. Solche interdisziplinären Ansätze haben sich in vielen erfolgreichen digitalen Projekten als äußerst wertvoll erwiesen.
8.3. Förderung der digitalen Inklusion
Ein zentrales Ziel der digitalen Transformation öffentlicher Dienste sollte es sein, die digitale Kluft zu überwinden und sicherzustellen, dass alle Bürger, unabhängig von ihrem technischen Hintergrund, Zugang zu den neuen digitalen Angeboten haben. Die Förderung der digitalen Inklusion ist daher eine der wichtigsten strategischen Aufgaben.
Dazu gehört zunächst die Sicherstellung, dass alle Bürger über die notwendigen digitalen Ressourcen verfügen, um die angebotenen Dienste zu nutzen. Das umfasst den Zugang zu Computern, Smartphones und einem stabilen Internetzugang. Besonders in ländlichen Gebieten oder bei benachteiligten Bevölkerungsgruppen kann der Zugang zu diesen Ressourcen oft noch problematisch sein. Hier sollten öffentliche Institutionen gemeinsam mit privaten Akteuren Initiativen entwickeln, die den Zugang zu digitalen Ressourcen fördern, beispielsweise durch kostenlose WLAN-Zonen oder den Ausbau der digitalen Infrastruktur.
Darüber hinaus sollten staatliche Stellen Programme zur digitalen Weiterbildung anbieten, um allen Bürgern die notwendigen Fähigkeiten zu vermitteln, mit digitalen Technologien sicher und kompetent umzugehen. Diese Programme sollten besonders auf ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und Personen aus sozial schwächeren Schichten ausgerichtet werden, um sicherzustellen, dass niemand von den Vorteilen der digitalen Transformation ausgeschlossen wird.
8.4. Sicherstellung der Nachhaltigkeit und Resilienz der digitalen Infrastruktur
Die Einführung neuer digitaler Technologien im öffentlichen Sektor erfordert auch eine kontinuierliche Anpassung und Pflege der Infrastruktur, damit diese den sich wandelnden Anforderungen gerecht wird und langfristig funktionstüchtig bleibt. Insbesondere im Hinblick auf die Resilienz der digitalen Infrastruktur sollten öffentliche Verwaltungen sicherstellen, dass ihre Systeme robust gegenüber Cyberangriffen und anderen externen Bedrohungen sind.
Die Einführung von Sicherheitsprotokollen, die regelmäßige Überprüfung der Sicherheitsstandards und die Investition in moderne Verschlüsselungstechnologien sind entscheidende Maßnahmen, um die Resilienz der Infrastruktur zu gewährleisten. Dazu gehört auch, dass Behörden Notfallpläne und Backup-Systeme entwickeln, um im Falle eines Systemausfalls schnell reagieren zu können.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass die digitalen Infrastrukturen flexibel und skalierbar sind, um auf zukünftige Entwicklungen reagieren zu können. Die Nutzung von Cloud-Technologien und anderen skalierbaren Lösungen kann es den öffentlichen Verwaltungen ermöglichen, ihre Infrastruktur schnell an veränderte Anforderungen anzupassen, ohne dass eine grundlegende Neuausrichtung notwendig wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die digitale Transformation öffentlicher Dienste eine Reihe von strategischen Initiativen erfordert, die technologische Innovation, organisatorische Veränderungen und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren umfassen. Die Empfehlungen zur Optimierung von Rekrutierung und Beschaffung, der Förderung einer lernenden Organisation und der Sicherstellung der digitalen Inklusion bieten wichtige Handlungsmöglichkeiten, um die digitale Transformation nachhaltig und inklusiv zu gestalten. In den kommenden Jahren wird es entscheidend sein, dass öffentliche Verwaltungen nicht nur auf technologische Veränderungen reagieren, sondern auch ihre internen Strukturen und Arbeitskulturen anpassen, um eine effiziente und gerechte digitale Zukunft zu gestalten.
9. Fazit
Die digitale Transformation öffentlicher Dienste ist ein unvermeidlicher, aber herausfordernder Prozess, der tiefgreifende Veränderungen in der Art und Weise erfordert, wie Regierungen und Verwaltungseinrichtungen ihre Aufgaben ausführen. Die Anpassung an die digitale Zukunft ist nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch eine gesellschaftliche Verpflichtung, die darauf abzielt, den Bürgern einen besseren Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen zu ermöglichen und gleichzeitig die Effizienz und Transparenz öffentlicher Institutionen zu steigern.
Die Analyse hat gezeigt, dass die digitalen Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung vielfältig sind. Besonders die Fragmentierung der digitalen Landschaft, veraltete Systeme und das Fehlen von ausreichend qualifiziertem Personal stellen signifikante Hürden dar. Dennoch bieten Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Automatisierung und Open-Source-Lösungen erhebliche Potenziale zur Verbesserung der Verwaltungsprozesse. Diese Technologien ermöglichen nicht nur eine Beschleunigung und Effizienzsteigerung, sondern auch eine bessere Bürgererfahrung durch maßgeschneiderte, benutzerfreundliche Lösungen.
Ein zentraler Punkt, der durch diese Untersuchung deutlich wurde, ist die Notwendigkeit für einen integrierten und koordinierten Rechts- und Regelungsrahmen. Um den digitalen Wandel in der Verwaltung voranzutreiben, ist es wichtig, dass rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die sowohl den Schutz der Daten und Rechte der Bürger garantieren als auch die Einführung neuer Technologien ermöglichen. Dies schließt auch die Förderung einer transparenten und ethischen Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Automatisierung ein.
Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Förderung von digitaler Inklusion. Die digitalen Dienste müssen allen Bürgern zugänglich gemacht werden, unabhängig von ihrem technischen Know-how oder sozialen Hintergrund. Dies erfordert nicht nur den Ausbau digitaler Infrastruktur, sondern auch Bildungsinitiativen, die sicherstellen, dass niemand von der digitalen Gesellschaft ausgeschlossen wird.
Die Empfehlungen für zukünftige Strategien verdeutlichen, dass die erfolgreiche Umsetzung der digitalen Transformation nicht nur von technologischen Innovationen abhängt, sondern auch von einer Veränderung der inneren Strukturen und der Organisationskultur in den öffentlichen Verwaltungen. Die Rekrutierung von Fachkräften, die Förderung einer lernenden Organisation und die Schaffung einer flexiblen und resilienten Infrastruktur sind entscheidend, um die digitale Zukunft der Verwaltung zu gestalten.
Die digitale Transformation öffentlicher Dienste stellt nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine enorme Chance, dar. Durch den gezielten Einsatz neuer Technologien, den Aufbau eines geeigneten rechtlichen Rahmens und die Förderung der digitalen Kompetenzen der Mitarbeiter können öffentliche Verwaltungen ihre Rolle als effiziente, transparente und bürgerorientierte Institutionen stärken und den Weg für eine inklusivere und gerechtere Gesellschaft ebnen.
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